Refuge ist ein Sammelband von JJ Bola’s besten Gedichten aus seinen vorherigen Gedichtbändern: Elevate (2012), Daughter of the Sun (2014) und Word (2015). Word war sein erfolgreichstes und reichhaltigstes Buch, das direkt ausverkauft war. Das Buch erschien zur Refugee Week 2015 und war direkt vergriffen. Aus dem Band Refuge wurde nach seinem erstmaligen Erfolg, während der Flüchtlingswoche 2018 (Refugee Week London) im britischen Unterhaus vorgelesen. Der Roman No Place To Call Home (2017) ist eine Geschichte von Zugehörigkeit, Identität und Einwanderung. Geprägt von Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, von Verlust – nicht durch den Tod, sondern durch Distanz – und keineswegs durch Liebe.
JJ Bola kommt ursprünglich aus der Demokratischen Republik Kongo. Im Alter von sechs Jahren flüchtete er mit seinen Eltern nach London. Bis heute wohnt er dort und schwärmt im aktuellen Band von London, trotz der Schwierigkeiten mit denen er dort zurecht kommen muss: „-..the city lights sparkle, like a beautiful woman’s eyes, London always leaves me breathless.“ (‚london‘). JJ Bola ist heutzutage ein anerkannter und beliebter Autor und Dichter. Ebenso ist er aktiv für die Menschenrechte unterwegs und als Workshop-Leiter und Pädagoge tätig. Er tritt weltweit in vielen verschiedenen Shows und Festivals sowie auch in Universitäten auf (Tongue Fu, Vocals & Verses, University of Birmingham etc.). Ebenso kann man ihn in ausgewählten Radiosendungen hören und sieht ihn ab und zu im TV. JJ Bola’s Arbeit fokussiert sich auf poetische Erzählungen von Ermächtigung, Humanisierung, Heilung von Traumata sowie der Entdeckung des Ich’s durch Kunst, Literatur und Poesie. Er kreiert den immer beliebter werdenden Satz „hype your writers like you do you rappers„, und glaubt, dass der wahre Zweck der Poesie (Kunst) darin besteht, die Realität dieser Welt aufzudecken und dabei zu helfen, in dieser Welt zu überleben. Bola hatte es besonders am Anfang schwer in England als schwarzer Flüchtling anerkannt zu werden. In I found hip hop findet sich der Schmerz des Autoren wieder: „…and excuse me that i still feel the pain if someone calls me and says that’s my n… because on the ships they used to call me n…“. Er taucht mit diesem Zitat zurück in die dunkle Vergangenheit der Sklaverei und der Kolonisation. Diese Zeit ist vorüber, wir sind im 21. Jahrhundert, er fordert die Lesenden auf, ändert euch, ändert eure Sicht: „think quicker. history is bigger than slavery and colonisation.“. Er betont häufig das Problem des Rassismus in seinem Land. Die Rede ist vom systematischen Rassismus. In politics 101 wendet er sich direkt an die Politik, „…our state of mind is poor…,…living like savages in an environment so primitive a knowledge…, …wage war. strategy four. reward those who conform to their system…, …the cataclysm’s got our tongue so, we stay silent…, …don’t trust what you read in the news or what you see on TV.“ Diese Zitate habe ich herausgepickt, da sie alle etwas darüber aussagen, warum das Problem von Rassismus und Ungerechtigkeit immer noch herrscht. JJ Bola stellt sich sehr kritisch gegen das politische System und will seinen Lesern mit diesem Gedicht die Augen öffnen. Versprochene Veränderungen werden nicht umgesetzt, die Probleme bleiben die gleichen, „…to you, ‚change‘ is just a political sound bite to win you votes. to them, it was a symbol of hope, …lawlessness creates lawlessness, …if you cut we all bleed.“. In if you cut (we all bleed)London, 2011, ärgert er sich über den Egoismus des Staates und dessen Gesetzlosigkeit und richtet sich mit seinen Aussagen direkt an das politische System.
Was mich positiv überrascht hat, war JJ Bola’s Hang zum Feminismus, der mir in einzelnen Gedichten auffiel. Er nimmt die Frauen in Schutz und entschuldigt sich für respektlose Taten. „…I’m sorry for the deogatory epiphets and the slanderous names because we are not brave enough to rise up with you.“, (‚an apology‘). Er unterstreicht in seinen Gedichten die Fehler des Mannes. Dieser verhält sich nicht anständig und wurde/wird falsch erzogen. In real menbittet er die Männer sich zu verändern, Gefühle zuzulassen und ihre Söhne richtig zu erziehen. Die Definition des „echten“ Mannes basiert auf Lügen und Fehlverhalten: „so be you. do not be confined by society’s ideals because real men don’t exist, only men who are real“.
Gefühle. Ein starkes Wort. Ein Wort das vielseitig ist. Besonders das Gefühl der Liebe ist mächtig. Das zeigt uns Bola mit seinen ‚Liebesgedichten‘. Für ihn ist die Liebe essentiell für ein erfülltes Leben, „let love set us free“ (‚the key‘). Seine starke Verliebtheit spürt man im Gedicht i just wanna love her. Super kitschig, super romantisch, einfach toll zu lesen (als Mädchen). Er erzählt uns von seinem Schwarm. Mit jedem Vers wächst seine Schwärmerei noch mehr, „…i just wanna love her like each day is the last and if i come to find, that tomorrow brings the end of my time i hope i’ll die her best friend. another thing i hope for is that i would have met her by then“. Er verwendet traumhafte Wörter und schreibt so ein langes Gedicht für ein Mädchen, das er nicht einmal kennt. Melancholisch und charmant.
Obwohl JJ Bola kein einfaches Leben hatte und bis heute mit den gleichen Problemen zu kämpfen hat, ist er ein Optimist. Er fordert die Menschen auf richtig zu leben und nicht in Kummer zu versinken. Sie sollen trotz harter und steiler Wege niemals aufgeben und das Beste aus ihrem Leben machen (‚live‘ und ‚to those with wings for feet who keep running please do not run, fly‘). Beides tolle Gedichte, wenn man gerade in Selbstmitleid versinkt und eine Stärkung braucht.
JJ Bola ist ein einzigartiger Dichter. Alle Dichtungen sind kraftvoll, emotional und klar geschrieben. Sie haben mich tief berührt und zum Lächeln gebracht. Dieser Band ist sehr ausdrucksstark und widmet sich den aktuellen Problemen auf unserer Welt. Wie zuvor erwähnt, Rassismus und Ungerechtigkeit. Es ist schlimm anzuschauen was gerade passiert. Ich bin schockiert und sehr traurig. In this is not just betet Bola für alle Menschen, denen es gerade schlecht geht, „…this is a prayer. This is eyes closed bended knees hands together in the air. This is for every struggle in humanity. From the Middle East to east Congo we are not alone“. Er deutet klar daraufhin, dass wir Menschen zu einander stehen sollen und unsere gegenseitige Hilfe brauchen. Wir sind alle gleich. Nur zusammen als Team können wir etwas bewegen. Absolut wahr und absolut machbar. Seine Nachrichten an die Gesellschaft übermittelt er anhand seiner Gedichte, das spürt und fühlt man. Er will Probleme beseitigen, die Welt gerechter machen und das wahre schöne Leben leben. Ein toller Mann, ein toller Dichter.
Ich habe das Gedicht refugegewählt, da es zur momentanen schlimmen Situation in Amerika passt. Andersfarbige Menschen die nicht in ihrem Land wohnen, haben es oft sehr schwierig anerkannt und respektiert zu werden. Besonders dramatisch schaut es für die schwarze Bevölkerung aus. JJ Bola schreibt darüber, wie sehr sie versuchen sich an das Land anzupassen und täglich kämpfen endlich akzeptiert zu werden, „they called us refugees so, we hid ourselves in their language until we sounded just like them.“. Mit dieser Epiphrase macht Bola deutlich, wie stark man seine Kultur ablegen muss um dazuzugehören. Das reicht dennoch nicht. Die dunkelhäutigen Menschen werden bis heute nicht in Ruhe gelassen und bangen um ihre Existenz. Zwei Verse, mit der Verwendung der Repetitio (Wiederholung) unterstreichen die Angst der ‚Schwarzen‘ deutlicher: „…and tell stories of monsters that lurked and came only at night to catch the children who sat and listened to stories of monsters that lurked.“, sowie „..be glad that the monsters never came for you. in their suits and ties. never came for you. in the newspaper with the media lies. never came for you. that you are not despised.“. Mit monsters(Antonomasie) meint er vermutlich die Polizei, die immer „auf der Jagd“ nach ihnen ist. Sie fühlen sich nicht sicher und geborgen in ihrer Heimat. Sie fühlen sich ausgestoßen und sind in täglicher Gefahr. Es fühlt sich an wie der erste Tag seiner Ankunft in London: „…everything was foreign. unfamiliar. uninviting. (Klimax)even the air in my lungs left me short of breath“ (Hyperbel). In Schwierigkeiten mit der Polizei zu geraten ist einer der größten Ängste der ‚Dunkelhäutigen‘. Denn das geht leider schnell.
Dieses Gedicht ist kraftvoll und hat mich verärgert. Es erschüttert mich immer wieder zu lesen, wie die Ausländer (insbesondere afrikanische Menschen) behandelt werden. Es kann nicht sein, dass wir heutzutage immer noch Rassismus so tief in unserer Gesellschaft verankert haben. Das muss sich ändern. Sofort. Man muss dieses Problem zusammen anpacken und ein für alle Mal beseitigen.
Am Samstag war ich auf der Anti-Rassismus Demo in Berlin und habe das Gefühl der Stärke von Zusammengehörigkeit gespürt. Das Wichtigste an dieser ganzen Sache ist, dass wir Menschen endlich zusammenhalten müssen. Nur zusammen als Team kann man funktionieren und etwas verändern. Nur zusammen kann man es schaffen. Egal welche Hautfarbe. Wir sind alle Menschen und verdienen es zu leben. Es muss Gerechtigkeit her und zwar jetzt.
Ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden. Black Lives Matter.