José Eduardo Agualusa ist ein weltweit bekannter und gefeierter Autor. Als Schriftsteller und freier Journalist wohnt er abwechselnd in Portugal, Angola und Brasilien. Der gebürtige Angolaner wurde 1960 in der Stadt Huambo geboren. Er studierte später Agrarwissenschaft und Forstwirtschaft in Lissabon, Portugal. Seine Werke umfassen Romane, Kurzgeschichten und Lyrikbände. Diese wurden mittlerweile in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Er gewann mehrere Literaturpreise, unter anderem, für sein Werk O Vendedor de Passados [dt. Titel Das Lachen des Geckos, übers.: Michael Kegler, A1 Verlag, München, 2008]. Dieser Roman (den er sogar in Berlin schrieb) erhielt 2007 von der britischen Zeitung ‚The Independent‘ den Preis für das beste ausländische Werk.
Der Fokus von Agualusa’s Werken liegt auf den Eigenarten afrikanischer Merkmale, wie diese in Europa und Brasilien auftreten und in der Gesellschaft gesehen werden.
Auch, wie afrikanischer Merkmale in Europa und Brasilien auftreten und in der Gesellschaft gesehen werden. Geschichte und Fantasie bestimmen seine Bücher. Er erzählt historisch und teils realistisch mit einem Touch von Fantasie. Er stellt das Groteske in die Gesellschaft und deutet auf die Naivität dieser hin. Denn die Figuren der Geschichte nehmen das Absurde an, ohne es wirklich wahrzunehmen.
Kommen wir nun zum Roman ‚Die Gesellschaft der unfreiwilligen Träumer‘, ein Text, der die Ängste, Hoffnungen und Vorahnungen eines Menschen widerspiegelt. Ein Mensch auf der Suche nach etwas Bestimmten. Diese Suche ist dennoch tiefer verankert als die Wirklichkeit es zulässt, nämlich in den Träumen.
Der Roman spielt in den Jahren 2015/16 Angolas mit Erinnerungen an den Bürgerkrieg. Er bezieht sich auf die Ereignisse von 2015 und fiktionalisiert diese. Seien es die Regierungskritischen Jugendlichen hinter Gittern oder die langen Schatten der Partei nach dem Bürgerkrieg.
Gleich zu Beginn des Romans lernt Daniel Benchimol den ehemaligen Soldaten Hossi kennen. Hossi hat viel Erfahrung mit Träumen gesammelt und erzählt über die damalige Verbindung von Träumen, Kontrolle und Spionage: „Die Leute träumten von mir, wenn ich in der Nähe war…Träume genau wie das Leben sei, nur ohne die große Lügen des Lebens.“ Daniel träumt viel und ist verwirrt, dennoch glaubt er daran, dass die Träume eine größere Bedeutung haben. Er findet Anhänger dieses Glaubens, Moira und Helío. Zusammen planen sie Großes, ein Traumlabor: „Wir müssen dem Traum seinen praktischen Nutzen zurückgeben.“, denn, „Viele Erinnerungen, die wir vergessen glaubten, kehren im Traum zurück.“ Das sind Aussagen, die diese Gruppe verbindet und zu selbständigen ‚Traumforschern‘ macht.
Agualusa kritisiert die Politik und die Gesellschaft zu der Zeit. Er macht Andeutungen über Rassismus und beschwert sich über das repressive staatliche System mit Sätzen wie: „Dass man in einem Drittweltland geboren ist, merkt man daran, dass man mehr Angst vor der Polizei hat als vor Verbrechern.“
Von den 17 Aktivisten im Roman ist eine Daniel’s Tochter Karinguiri. Sie kämpft mit den anderen für ein freieres, gerechteres und demokratischeres Land, jedoch mit den dramatischen Folgen der Internierung, die in einen Hungerstreik münden. Das Regime wird im Roman als ein schwaches dargestellt, was Karinguiri’s Worte unterstreichen: „Wieso also fürchtet ihr Euch vor einem Regime, das schon zittert, wenn sieben Jugendliche, die absolut keine Macht haben, ihre Stimme erheben?“ Mit „Euch“ meint sie die Bevölkerung und will diese dazu auffordern „mitzukämpfen“, ohne Angst.
Die Geschichte wechselt oft zwischen Gegenwart und Vergangenheit, sowie zwischen der Perspektive von Daniel und Hossi. Die Textanteile des Letzteren sind poetisch gestaltet worden und grandios zu lesen. Ebenso gefallen mir die einzelnen Theorien über die Träume, die erwähnt werden. Ich selber bin interessiert an der Traumwelt und fand es spannend die Träume auf verschiedenen Ebenen zu betrachten. Träume aus der Vergangenheit und Zukunft sowie Träume im Zusammenhang mit Gefühlen und Erinnerungen. Die Geschichte ist wie ein Puzzle, das man zusammensetzen muss. Außerdem blieben bestimmte Zitate von den Figuren des Romans bei mir hängen, die ich gerne mitnahm. Ein Buch voller Emotionen und Lebensweisheiten. Ein Roman voller Unterhaltung, der im Gedächtnis bleibt und den man gerne ein zweites Mal liest.