„ (…) i rarely cry but every time i write
i shed streams. this is not just poetry.
this is a prayer. (…)“
(S.51, this is not just, Refuge)
Diese Worte beschreiben die Kollektion von Poesie in JJ Bolas Sammelband Refuge sehr treffend. Auch wenn zunächst der Witz und teils umgangssprachliche Zeilen, in den anfangs inhaltlich noch leichten Texten von der Ernsthaftigkeit der Themen Bolas ablenken, wird die Tiefe und der oft sehr politische Ansatz, von Text zu Text, immer deutlicher. Den Auftakt macht er mit the key (S.9in Refuge), hier wird von dem erst verletzten und jetzt verschlossenen Herzen einer Frau gesprochen, teils auch aus ihrer Perspektive, ihr Schmerz beschrieben. Formuliert mit Verständnis, für das sich emotionale Verschließen nach erlebter Verletzung, jedoch bleibende Hoffnung vermittelnd, dass Liebe irgendwann auch wieder zugelassen werden kann.
Die über dreißig Gedichte wirken sehr bewusst angeordnet. Zwischen ihnen wird ein fließender Übergang deutlich, auf von Leichtigkeit geprägte Werke folgen nach und nach von immer mehr Schwere geprägte Gedichte. Von lang bis sehr kurz, ist fast alles dabei, welches jedoch nicht die Aussagekraft der Texte schwächt. Cops and Robbers (S.77 in Refuge) ein Gedicht aus lediglich drei Zeilen bestehend, ist, wenn der lesenden Person der Kontext bekannt ist, ein sehr ergreifendes Werk. Beinahe einer der intensivsten Texte der Sammlung. Bei Cops and Robbers handelt es sich um ein US-amerikanisches Kinderspiel, welches Ähnlichkeiten mit dem deutschen Spiel „Räuber und Gendarm“ hat. Bola lässt es in seinen drei Zeilen präzise Polizeigewalt gegen Schwarze Menschen anprangern, welche häufig tödlich endet und selbst vor Kindern keinen Halt macht. Dieser Inhalt ist unter anderem ein Beispiel dafür, dass der Autor neben Texten über Liebe und Verlust auch politisch aktivistisch schreibt. Darüber hinaus lässt er häufig gekonnt persönliche Erlebnisse einfließen, wodurch das Publikum auch ohne eigenen Bezug, eine ganz besondere Beziehung zu den Texten aufbauen kann.
Dies ist einer von vielen Inhalten, der den Hintergrund von Schriftsteller, Aktivist und Poet JJ Bola deutlich werden lässt. Als Schwarzer und aktivistischer Mann mit eigener Fluchtgeschichte, thematisiert er Rassismus, Flucht und Männlichkeit auf einer, trotz der Tiefe der Inhalte, sehr verständlichen Ebene. Dies macht den Titel Refuge (Zuflucht) umso passender für den Sammelband. Er besteht unter anderem aus Gedichten, in denen er direkte Bezüge zu seiner eigenen Geschichte herstellt. Diese sehr persönliche Ebene, ermöglicht es auch Leser*innen, welche erst wenige oder gar keine Berührungspunkte mit dieser Thematik hatten, Anschluss zu finden. Dies macht den Band umso empfehlenswerter für alle, die sich nicht vor direkten Worten und offen dargelegten Gefühlen scheuen.
Je weiter man im Gedichtband mit dem Lesen fortschreitet, desto mehr lässt sich nachvollziehen, weshalb Bola seine eigene Poesie, im zu Beginn aufgeführten Zitat, als Gebet beschreibt. In vielen Gedichten gibt er jenen, an die sie gerichtet sind, stärkende, Hoffnung bringende oder tröstende Worte mit. Gibt seinen Werken, somit eine ähnliche Wirkung, wie sie ein Gebet haben kann. Refuge-ein Band der Leser*innen eine Zuflucht bietet.