JJ Bola, ein kongolesischer Autor aus Kinshasa, der bereits als Kind nach London immigrierte und da in einem sozialen Brennpunkt aufgewachsen ist, könnte einigen Lesern bereits bekannt sein. Seine aktive politische Haltung war bereits in seinen Lyrikbänden zu spüren. So kam es im Jahr 2019 dazu, dass er ein Buch herausgebracht, welches oft unter anderem als Sachbuch bezeichnet wird.
„Mask Off: Masculinity Redefined“ ist der Titel des Buchs. Die deutsche Ausgabe bekam einen ziemlich provokativeren Titel „Sei kein Mann. Warum Männlichkeit ein Albtraum für Jungs ist“. Das Buch beschäftigt sich mit der aktuellen Vorstellung über Männlichkeit und versucht diese aufklärerisch zu transformieren und als neue Männlichkeit den Männern beizubringen, wie sie zu Männern 2.0 werden können oder auch müssen.
Die Sprache des Buchs ist klar und verständlich für jedermann. Und damit es auch wirklich jeder versteht und den Inhalt und den Autor vollständig aufnimmt, werden Tupac Shakur und andere Gangster-Rapper als Repräsentanten der männlichen Gesellschaft gleich zu Anfang des Buches gerne zitiert. Auch sein Lieblingsbegriff „Real Man“, der kaum in seinen Lyrikwerken zu übersehen ist, taucht hier wieder auf.
Im Gegensatz dazu theoretisiert JJ Bola auch gerne über Patriarchat, gesellschaftliche Zwänge, Feminismus und noch vieles mehr. Eine Flut an Floskeln und abgenutzten Slogans wird als eine angeblich solide Argumentation aufgeführt. Dabei wäre es fair die Autoren der zitierten Gedanken zu erwähnen und nicht als eigene darzustellen.
Die Prämissen des Autors entlarven seine fehlende Bereitschaft über den Tellerrand zu schauen, und das eigene stereotype Denken überhaupt erkennen zu wollen. Nach seiner Auffassung sind alle Männer gleich, obwohl er mit den Beispielen und Statistiken nicht weiter als nach Großbritannien, Kongo oder zu den Gangster-Rappern aus dem USA geht. Der Rest der Welt existiert für ihn nicht. Die Beispiele der Kommunikation und Interaktion zwischen den Männern entsprechen auch bei weitem nicht den beobachteten Normen der Gesellschaft des 21. Jahrhundert. Es wird immer wieder über „den Mann“ gesprochen und auf „die Männlichkeit“ verwiesen, als ob das etwas festes und eindeutiges wäre. Dabei sagt er selbst, dass es viele Speilarten von Männlichkeit gibt und diese einem ständigen Wandel unterliegen. Logisch ist das nicht. Wissenschaftlich auch nicht. Außerdem teilt JJ Bola die Menschen klar in zwei Lager Männer und Frauen. Alles andere wäre zu kompliziert.
Trotz der Meinung einiger Buchläden und großer Online-Shops, gehört dieses Buch nicht wirklich zu der Kategorie „Politikwissenschaft“ oder „Sachbuch“. Viel mehr sind das emotionale Prosagedichte über das ewige Thema von „Real Man“. Der Wille des Autors sich für ein wichtiges Thema zu engagieren scheiterte an dem schwachen Verständnis der Problematik und der wissenschaftlichen Herangehensweise.
Das Buch ist auf jeden Fall für „echte“ Männer zu empfehlen. Nur diese können einen Nutzen aus dem Buch bekommen.