Chimamanda Ngozi Adichie ist keine Unbekannte. Ihre Romane „Americanah“, „Half of a Yellow Sun“ und „Purple Hibiscus“ wurden zahlreich ausgezeichnet. Sie ist eine Feministin und veröffentlichte 2017 ein Buch, in dem sie sachlich, aber in einem literarisch fiktiven Kontext, über die feministische Erziehung von Töchtern spricht. Der Originaltitel lautet „Dear Ijeawele, or A Feminist Manifesto in Fifteen Suggestions“. Die deutsche Übersetzung trägt den Titel „Liebe Ijeawele! Wie unsere Töchter selbstbestimmte Frauen werden“. Der Text ist in der Form eines Briefes gehalten, den die Autorin an ihre Freundin schreibt, die vor kurzen eine Tochter geboren hat.
Das Buch besteht aus einem Vorwort, einem Nachwort und fünfzehn Thesen beziehungsweise Ratschlägen, die vielleicht sogar als Gebote des Feminismus gemeint sein könnten. Im Gegensatz zu zahlreicher Literatur über Feminismus, bleibt der Ton dieses Buches sehr ausgeglichen, vermeidet Dramatisierungen, Pathos und blanken Männerhass. Die Autorin fühlt sich sicher in dem Thema und versucht nicht mit emotionalen Aussagen eventuelle Logiklücken zu kaschieren.
Die Ratschläge variieren von der Definition der grundsätzlichen Prinzipien bis zu alltäglichen Problematiken. Die einzelnen Ratschläge werden nicht zu kategorisch formuliert und erwarten lediglich einen Versuch berücksichtigt zu werden. Die einzelnen Kapitel fangen oft mit der Beschreibung einer Situation an, die untersucht wird. Danach folgt ein Vorschlag oder eine Lösung, die mit Argumenten begründet wird. Dabei geht es nicht um die leichteste Lösung, sondern um die beste, um die richtige, die im Sinne des Feminismus und noch mehr im Sinne der Gleichberechtigung der Geschlechter. Ihre Argumentation löst immer wieder einen Aha-Effekt aus. Und diesen ohne Nebenwirkungen oder unangenehmen Nachgeschmack für Frauen oder für Männer. Niemand fühlt sich angegriffen, weil die Gerechtigkeit und Gleichstellung aller Menschen bei der Argumentation im Vordergrund steht.
Eigentlich ist das Buch für eine Mutter mit einer kleinen Tochter genau so zu empfehlen, wie für einen Vater mit einem Sohn. Auch ein „alter weißer Mann“ wird sich von einer Feministin verstanden fühlen bzw. er wird endlich die Möglichkeit haben den Feminismus lieben zu lernen. Also ist dieses Werk uneingeschränkt und voller Begeisterung weiterzuempfehlen. Solche Bücher machen die Welt schöner. Und zwar für alle.